„Welcome to Ghana“ 


(Bevor ich richtig mit meinem Blog starte, ist es mir wichtig kurz darauf hinzuweisen, dass es sich hier um meinen persönlichen, subjektiven Eindruck handelt und ich auch nur einen Teil, einen kleinen Ausschnitt von Ghana sehe. Es wäre also schön, wenn ihr im Hinterkopf behaltet, dass dies keinesfalls ein allgemein gültiges oder vollständiges Bild von Ghana abbildet. Danke:)) 


Wow, heute bin ich schon einige Wochen in Ghana und habe einerseits das Gefühl schon lange hier zu sein, weil ich in dieser Zeit schon so viel erlebt habe und andererseits kommt es mir auch sehr kurz vor, weil vieles noch so neu und ungewohnt, so anders, so beeindruckend ist. 


Wo fange ich am besten an? Vielleicht beim Flug. Ich bin von Bremen aus nach Schipol geflogen und von dort dann nach Ghana. In Schipol habe ich auch meine beiden Mitfreiwilligen Till und Willa getroffen. Im Flieger hatten wir drei das Glück, dass unsere Sitze nebeneinander waren. Hinter uns saß ein sehr freundlicher und kommunikativer Mann aus Ghana, der seine Freunde besuchen wollte. Als wir dann fast da waren und die Lichter der Stadt schon zu sehen waren hieß er uns mit einem freundlichen „welcome to Ghana“ willkommen. 

Angekommen in Ghana haben wir erst eine ganze Zeit (etwa 2h) auf unser Gepäck gewartet. Dann sollten wir von Richmond abgeholt werden. Als wir den Flughafen verließen, schlug uns eine Hitze entgegen und es stellte sich die große Frage „wer ist eigentlich Richmond?“. Nach einer Weile hat Till dann endlich Richmond entdeckt und wir gingen mit unserem Gepäck in Richtung eines roten Trucks. Unterwegs wurden wir von mehreren Ghanaern begleitet, von denen wir gar nicht wussten, ob Richmond sie kannte oder nicht. Diese halfen uns auch unser Gepäck zu verladen. Willa und ich waren noch damit beschäftigt den Männern zu erklären, dass wir unsere Rucksäcke mit unseren Wertsachen gerne auf unserem Schoß transportieren wollen und nicht auf der Ladefläche des Transporters lassen, als Till, der auf der anderen Seite des Truck stand, plötzlich nicht mehr da war. Nach kurzer Zeit und erleichtertem Lachen tauchte Till dann wieder auf und erklärte uns, dass er in ein Loch gefallen war und die Ghanaer ihm wieder rausgeholfen hatten. Etwas überfordert von den vielen Eindrücken und Ereignissen stiegen wir lachend ein. 

Als wir uns zu dritt mit unseren Rucksäcken auf die Rückbank quetschten und uns anschnallen wollten, stellten wir relativ schnell fest, dass es keine funktionierenden Anschnaller gab. Wozu auch? Die Fahrt konnte also eigentlich losgehen. Eigentlich. Richmond versuchte den Motor zu starten, doch der Jeep sprang nicht an. Das Problem war jedoch nach wenigen Minuten behoben. Jetzt konnte die Fahrt wirklich losgehen. Bei heruntergekurbelten Fenstern streckten wir unsere Köpfe heraus, um den kühlen Fahrtwind abzubekommen, die unbekannte Luft einzuatmen und so viel wie möglich von der neuen Umgebung mitzubekommen, obwohl es schon dunkel war. Richmond fuhr relativ schnell und wenn andere Autos „in die Quere kamen“, hupte er, sodass die anderen Autos wussten „Achtung, aus dem Weg, ich komme“. Wir machten noch einen kleinen Halt in Accra und probierten zum ersten Mal ghanaisches Essen. Es gab gebratene Nudeln mit Gemüse und Fleisch, also eigentlich nichts Ungewohntes. Es war nur deutlich schärfer. Till und ich hatten da so unsere Probleme, Willa wirkte hingegen, als hätte sie nie etwas Anderes gegessen. 

Heile und sehr müde sind wir dann abends angekommen und ins Bett gefallen. 


Wir haben jetzt erstmal einen Monat, um hier in Ghana anzukommen. In dieser Zeit werden uns wichtige Orte, wie Krankenhäuser oder die Polizei gezeigt. Außerdem haben wir Sprachunterricht im FCP, Zeit die Gegend zu erkunden und uns mit Aufgaben und Abläufen vertraut zu machen. Da die Schilderung jedes Tages wahrscheinlich den Rahmen sprengen würde, fasse ich jetzt mal die für mich wichtigsten Eindrücke und Erlebnisse zusammen. 


Begegnungen auf der Straße 

Wir laufen mittlerweile selbständig zum FCP (First Contact Place), das ist auch ein Ort, an dem wir dann später arbeiten werden. Im Moment findet dort unser Twiunterricht statt. Auf dem Weg dahin, kann man einiges sehen, denn man läuft auch ca. 20/30 Minuten. Häufig wird uns „Obrouni“ zugerufen, das bedeutet übersetzt Weiße*r, ist aber überhaupt nicht wertend gemeint, sondern es ist viel mehr eine Feststellung und manchmal auch Freude, dass sie uns gesehen haben. Viele fragen uns auch, wie es uns geht oder wo wir hingehen. Das ist gar nicht so einfach zu verstehen, denn die meisten sprechen Twi oder Englisch und in das Englisch hier, muss man sich erst ein bisschen reinhören. Auf der Main Road (Hauptstraße) die wir entlanggehen, ist immer sehr viel los. Autos fahren überall, Motorräder fahren rechts und links vorbei, an der Seite gibt es viele kleine Stände und Menschen, die versuchen Sachen zu verkaufen, manchmal trifft man auch auf Ziegen. Hühnern und Kühen begegnet man auch ab und zu mal, aber eher auf kleineren Straßen. Ein Großteil der Menschen transportiert Dinge auf dem Kopf. Wenn wir versuchen größere Dinge mit unseren Händen zu tragen und nicht auf dem Kopf, werden wir angelacht. Obwohl so viel los ist, habe ich noch nie einen Unfall gesehen, aber gerade wenn man mit dem Auto unterwegs ist, kann es auch schnell sein, dass man zu spät kommt. Hier ein Bild von Kühen auf der Straße: 


Twi Unterricht 

Damit wir uns hier gut zurechtfinden, haben wir Twi- und Kulturunterricht mit Senior Peter. Dabei haben wir zum Beispiel gelernt, dass der Wochentag, an dem man geboren wurde hier von Bedeutung sind, ähnlich wie bei uns die Sternzeichen. Twi ist für mich eine sehr herausfordernde Sprache, weil sie so anders klingt und funktioniert, als ich das von Sprachen, die ich bereits gelernt habe, kenne. Zum Glück ist Senior Peter eine sehr freudige, motivierende Person. Hier ein paar Weisheiten von Senior Peter: „Believe in yourself (glaube an dich)“, „be confident (sei selbstbewusst)“, „Never take no for an answer (akzeptiere ein nein niemals als Antwort)“. Das wichtigste in Senior Peters Unterricht ist es, selbstbewusst und sicher zu sein und so zu tun als könnte man richtig gut Twi sprechen. Einmal sollte Till die Zahlen auf Twi vorlesen und Senior Peter war überaus zufrieden und meinte Till hätte das perfekt gemacht. Als Senior Peter dann jedoch die Zahlen vorlas, klang es ganz anders. Diese Geschichte sorgt im Nachhinein immer noch für Lachen bei uns. 

So damit ihr jetzt auch ein kleines Bisschen lernt, hier ein paar wichtige Informationen zu Ghana: 

  • 46 Sprachen
  • 6. Mai 1957 Unabhängigkeit
  • seit 1990 ein demokratisches Land
  • reich an Rohstoffen (Gold, Kakao, Erdöl)
  • unterteilt in 16 Regionen 

Bereit für noch ein bisschen Twi? 

Nein = daabi

Ja = aane

Danke = me daasi 

Wasser = nsuo 


Hier könnt ihr die Tafel von unserem Twi Unterricht sehen, also wer noch ein paar Körperteile lernen möchte, kann hier gerne nachgucken😄


Essen + Trinken

Wie bereits angedeutet ist das meiste Essen hier in Ghana deutlich schärfer als ich es von Zuhause gewöhnt bin, aber 

unter der Woche haben wir Freiwilligen das große Glück von Auntie Maggie bekocht zu werden. Sie ist kümmert sich schon seit Jahren um das Essen der Freiwilligen und weiß auch, dass es am Anfang nicht so scharf sein muss. Einmal waren wir mit Richmond Fufu essen. Das ist hier eine sehr verbreitete und beliebte Mahlzeit. Fufu isst man mit den Händen. Bevor es also losgeht, muss man sich erst einmal gründlich die Hände waschen. Man isst auch nur mit der rechten Hand, weil die linke Hand als unrein angesehen wird oder wie Senior Peter es sagen würde: „die rechte Hand kommt vom Herz“. Das ist auch der Grund, warum man nur mit der rechten Hand bezahlt. Wenn man sich jetzt also die Hände gewaschen hat, kann man einen kleinen Kloß von der größeren, breiigen, klebrigen Masse ablösen (wow, das ist gar nicht so einfach zu beschreiben). Meist wird Fufu mit einer schärferen Soße serviert. Während ich versuchte meinen Fufu zu essen, sagte Richmond öfter zu mir: „ just swallow (einfach schlucken)“, denn man soll Fufu nicht kauen, sondern einfach nur runter schlucken. Das ist aber leichter gesagt als getan. Naja, Übung macht den Meister. Ein bisschen Übung braucht man auch, wenn man hier etwas trinken möchte, denn unser Trinkwasser befindet sich in kleinen 500ml Plastikbeuteln, in die man oben eine kleine Ecke beißt, um dann daraus zu trinken. Man kann Wasser zwar auch in Flaschen kaufen, aber das ist im Vergleich relativ teuer und schwieriger zu lagern und zu transportieren. 

Hier sieht man unseren Küchentisch mit leckerem Auntie Maggie Essen und den Wasserbeuteln. 

Was ich definitiv vermissen werde, wenn ich Ghana verlasse, ist bofrot. Das ist ein frittierter Teig, ähnlich wie bei einem Berliner, nur besser. Eigentlich kann man sie überall an der Straße kaufen. Am besten sind sie aber ganz frisch frittiert. Morgens vor dem Twiunterricht mit Senior Peter kaufen wir uns häufig welche, das ist der beste Start in den Tag. 

Hier ein Bild von bofrot: 


Gottesdienst 

Wir dürfen und sollen jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen, um auch unseren zukünftigen Schülern*innen ein gutes Vorbild zu sein. Meistens beginnt der Gottesdienst um 7:00 Uhr und dauert ca. 2h. Um 9:30 Uhr gibt es meistens auch noch eine zweite Messe, allerdings dauert diese deutlich länger, weil sie in mehre Sprachen übersetzt wird. Am Sonntag zieht sich jeder Gottesdienstbesucher besonders schön an. Viele wischen auch mit einem Tuch die Kirchenbank ab, bevor sie sich setzen. In der Messe selbst wird viel gesungen, die Lieder werden von einem sehr guten Chor begleitet. Die Menschen bewegen sich zudem gerne zur Musik. Wer möchte, stellt sich bei Musik einfach hin oder bleibt stehen, wenn man davor sowieso stand und tanzt noch ein bisschen. Insgesamt hat mich der Gottesdienst sehr beeindruckt. Auf mich hat alles so bewegt und freudig gewirkt. Nach dem Gottesdienst haben wir einige nette neue Bekanntschaften mit manchen Kirchenbesuchern gemacht. Darunter auch eine Schneiderin, die anbot uns direkt auszumessen und uns für den kommenden Sonntag Kleider zu nähen. 

Und siehe da, auf dem Bild seht ihr meine Mitfreiwilligen Willa, Till und mich mit unseren neu geschneiderten Kleidern vor der Kirche.  


Erster Eindruck vom WEM 

Mittlerweile haben wir nicht nur das FCP unseren einen Arbeitsort, sondern auch das WEM Centre in Ayikuma kennengelernt. Das ist mit dem Auto ungefähr 1,5h von Ashaiman entfernt und viel ländlicher gelegen. Hier gibt es Berge und auf dem Grundstück des WEM liegt eine Mangoplantage mit einem kleinen See. Auch ein paar Tiere, wie Ziegen, Hühner und ein Hund namens Lovette sind hier zu finden. Das war im Vergleich zum Trubel in Ashaiman wirklich angenehm. Dafür geht der Tag hier auch deutlich früher los, denn um 5:30 Uhr ist die Morning Devotion (Andacht) und anschließendes Frühstück. Danach ging es für die Kinder zur Schule und uns wurde ein bisschen die Gegend gezeigt. Unter anderem sind wir einen Berg hochgefahren und waren in einem kleinen Ort spazieren. Das hätte ich vorher gar nicht erwartet, dass da noch so viele Menschen wohnen. Nachmittags durften wir dann bei den „Preps“ mitmachen, hier wird gelernt und es werden Hausaufgaben gemacht. Das hat uns allen sehr viel Freude bereitet richtig mit den Kindern in Kontakt zu kommen und ein bisschen in die Arbeit reinzuschnuppern, die dann im nächsten Monat auf uns zukommt. Darauf bin ich schon richtig gespannt. 


Impressionen von Ayikuma

Hier ein paar Impressionen von unserem Haus in Ayikuma und der Umgebung im WEM. 


Impressionen Ashaiman

Hier ein paar Impressionen von unserem Haus in Ashaiman. 



Trotro fahren 

Um nach Ayikuma zu kommen, müssen wir ein Trotro nehmen. Das ist ein Mini Bus, in den sehr viele Leute und auch sehr viel Gepäck reinpassen. Ganz nach dem Motto „was nicht passt, wird passend gemacht“. Meistens rufen die sogenannten „Mates“ die Richtung, in die das Trotro fährt aus dem Fenster. Wenn man mitfahren möchte, streckt man einfach seine Hand raus und das Trotro hält an. Es gibt aber auch Trotro Stationen, bei denen man nach einem Trotro gucken kann, das in die richtige Richtung fährt. Die Fahrt ist meistens ganz schön wackelig und lang, weil die Straßen viele Löcher und Hubbel haben und sich der Verkehr an einigen Stellen staut. Besonders bei schlechtem Wetter gibt es viele tiefe Pfützen und matschige Straßen. Hinzu kommt, dass manchmal gefühlt die Hälfte der Menschen aussteigen muss, um eine andere Person von ganz hinten rauszulassen. Wenn man selbst anhalten und aussteigen möchte, sagt man dem Mate einfach „Busstop“. Sehr viele Ghanaer*innen sind aber auch sehr nett und bemüht, einem zu helfen, an der richtigen Stelle auszusteigen, schließlich ist man meistens der einzige „Obrouni“ (Weiße) im Trotro. Ein Großteil der  Trotros erkennt man auch an den Sprüchen, die hinten draufstehen zum Beispiel „No time to die“ (keine Zeit zu sterben) oder „no hurry in life“ (keine Eile im Leben). Hier ist ein Bild aus dem Trotro.